Naturerleben


„Die Natur ist nicht ein Ort, den wir IMG 0059bearb bearbeitet-1besuchen – sie ist unser zu Hause.“

( Gary Snider )


Die Natur wiederentdecken. Als Ort der Stille, um zu sich zu kommen. Es wagen, Kontakt aufzunehmen zu den Dingen hier, im Wald, auf der Wiese. Den Boden wieder spüren, Sonne und Wind. Gerüche und Geräusche wahrnehmen. Sich einlassen auf das Leben hier, das seinen eigenen Rhythmus hat. Das pure Leben, das uns entgegenzwitschert, bläst und duftet,  macht es leicht, die eigenen Lebendigkeit wieder zu finden.

Die ersten Effekte eines Aufenthalts im freien sind rasch spürbar: wer nach draußen will, muss sich bewegen. Dadurch kommt der Kreislauf in Schwung, die Atmung vertieft sich und auch die Übertragung der Botenstoffe im Gehirn funktioniert besser. Nicht umsonst verordnen Ärzte gegen Depressionen u.a. mehr Bewegung. Wenn sich der Körper bewegt, bewegt sich der ganze Mensch, auch die Gefühle und Gedanken. Wir erholen und entspannen uns, fühlen uns geistig erfrischt, können uns besser erinnern und konzentrieren. Der Blutdruck sinkt, der Puls schlagt ruhiger und wir bekommen einen niedrigeren Stresshormonspiegel, ein besseres Immunsystem und höhere Selbstheilungskräfte.

Die Naturerfahrung spricht alle Sinne an und berührt Körper, Geist und Seele gleichermaßen. Dadurch können wir neue Erfahrungen besonders leicht verinnerlichen und dauerhaft verankern. Außerdem wirkt diese Ganzheitlichkeit dem Ungleichgewicht unserer technisierten Welt entgegen, wo zunehmend mehr Aspekte des Menschseins von Verkümmerung bedroht sind.

Schon C.G. Jung wusste um den Wert der Natur: „Wann immer wir mit der Natur in Berührung kommen, werden wir sauber.“ Dabei legte er Wert darauf, dass der Mensch ebenfalls natürlich sei und durch die Erfahrung der äußeren Natur wieder zu seiner inneren Natur zurück finden könne: „Menschen, die durch zu viel Zivilisation schmutzig geworden sind, machen einen Waldspaziergang oder baden im Meer. Sie mögen das auf diese oder jene Weise rationalisieren, aber faktisch werfen sie die Fesseln ab und gestatten der Natur, sie zu berühren. Das kann innerlich oder äußerlich geschehen. Wenn man im Wald spazieren geht, sich ins Gras legt oder ein Bad im Meer nimmt, dann kommt es von außen; wenn man sich in das Unbewusste versenkt oder durch Träume mit sich selbst in Kontakt kommt, dann berührt man die Natur von innen, und das ist dasselbe, die Dinge kommen wieder in Ordnung.“

Aus dieser Sicht heraus entwickelte sich die vielfältig aufgestellte "Naturtherapie". Das In-der-Natursein geht durch gezielte Übungen und Meditationen über ein reines Spazierengehen hinaus, neue Einsichten und Handlungsalternativen führen zu spürbaren Veränderungen im Alltag.

In der Natur hat alles seinen Sinn und jedes Lebewesen seinen Platz. Das eröffnet eine existenzielle Sichtweise auf das eigene Leben. Wer bin ich?, Was ist meine Bestimmung? und Wie will ich leben? sind Fragen, die zwangsläufig auftauchen, wenn wir uns dem bewussten Naturerleben hingeben. Die Natur ist ein Freiraum, der nichts vorgibt, und uns dadurch unzählige Möglichkeiten bietet, uns selbst zu erleben und auszuleben. In der spezifischen Art und Weise wie wir die Natur und uns selbst in der Natur erleben, können wir in der Therapie einen Ausdruck unseres ganz persönlichen Wesens entdecken. Wir lernen uns selbst besser kennen und wertzuschätzen. Das Ego findet zurück zu einer angemessenen Größe und erkennt: Homo sapiens ist ein Teil des Lebensnetzes, nicht mehr und nicht weniger. Weder Narzissmus noch Minderwertigkeitsgefühle haben draußen Bestand. Die Verhältnisse kommen wieder ins Lot.

Allein draußen in der Natur gibt es niemanden, auf den wir reagieren oder dem wir etwas beweisen müssten. Festgefahrene, hinderliche Charakterstrukturen laufen somit ins Leere, werden im Therapie-Gespräch erkannt und gelockert.

Die Natur ist in beständigem Wandel. Sie macht Mut, auch schwierige Lebensphasen durchzustehen und auf den inneren Frühling zu vertrauen. Verlusterfahrungen können in einem größeren Zusammenhang gesehen werden und gewinnen dadurch an Sinn.

Der Aufenthalt in der Natur fördert geradezu archetypische, märchenhafte Erfahrungen. Unsere tiefe Zugehörigkeit zur Natur und zum kollektiven menschlichen Schicksal wird dadurch spürbar und wir können neues Vertrauen ins Dasein gewinnen.

Termine siehe unter Veranstaltungen