Traumatherapie

 
Unbenannt-1

"Alles, was die Handlungsfähigkeit des Körpers steigert, verringert, einschränkt oder erweitert, steigert, verringert, beschränkt oder erweitert auch die Handlungsfähigkeit des Geistes.

Und alles, was die Handlungsfähigkeit des Geistes steigert, verringert, einschränkt oder erweitert, steigert, verringert, beschränkt oder erweitert auch die Handlungsfähigkeit des Körpers."

( Baruch Spinoza )


EIn Trauma ist ein Ereignis, dass die Bewältigungsmechanismen des Menschen völlig überfordert. Dabei kann es sich um Gewalterfahrung handeln ( Häusliche Gewalt, Missbrauch, Krieg, Folter ) handeln, aber auch Unfälle oder Operationen können für den Körper eine traumatische Erfahrung bedeuten.

Tritt ein solches Ereignis ein, greift unser Körper auf sehr alte Reaktionen zurück, die einzig und allein das Überleben sichern sollen: Angriff oder Flucht. Ist keins von Beiden möglich, kollabiert er, d.h. er stellt sich gewissermassen tot, die Seele verlässt den Körper, kurzzeitig oder auch für länger. Der Vorteil dabei ist: man verspürt  keine Schmerzen und kann so auch schlimmste Erfahrungen erstmal überleben.

Der Nachteil: auch nachdem das Ereignis vorbei ist, kann es nicht wirklich verarbeitet werden. Die Folge sind unkontrollierbare Angstattacken, Flashbacks und scheinbar unbegründete körperliche Probleme. Die Welt ist für die Betroffenen kein sicherer Ort mehr, das Leben ist unbeherrschbar geworden.

Neben den psychischen Folgen macht der auch nach dem eigentlichen Traumaerleben bestehen bleibende Stress die Betroffenen auf Dauer körperlich krank. Das Nervensystem entgleist zusehends, die Folgen sind weitreichend, wie man heute weiss, bis in die Erbanlagen hinein. Trauma wird also über Generationen vererbt. Eine erfolgreiche Traumatherapie sollte daher den Körper miteinbeziehen.

Peter Levine, der Begründer des sogenannten "Somatic Expieriencing" ( Körpererfahrung ,) geht davon aus, daß Traumasymptome aufgrund biologischer Mechanismen entstehen. Im Falle einer Bedrohung läuft der Körper zu Höchstleistungen auf: er stellt ungeheure Mengen an Energie zur Verfügung, um entweder kämpfen oder schnell fliehen zu können. Daraufhin folgt eine Erstarrungsreaktion, die einsetzt, wenn es unmöglich ist, der bedrohlichen Situation zu entkommen. Die immer noch vorhandene Energie komprimiert und wird im Nervensystem gebunden. Hinzu kommen heftige Emotionen wie Schreck, Wut, Angst, Hilflosigkeit. Kann diese Energie nicht körperlich abreagiert werden, entwickelt der Körper Symptome, die ihm helfen, diese unter Kontrolle zu halten. Depressionen, Antriebslosigkeit, chronische Schmerzen sind nur einige davon. Durch geeignete Techniken verhelfen wir dem Körper dazu, gespeicherte Energien nach und nach wieder abzulassen, so dass das ursprüngliche Trauma verarbeitet werden kann. 

Ein besonders sensibler Bereich ist die Zeit im Mutterleib und während der Geburt. Ein Ungeborenes oder Baby kann nicht zwischen mehr oder weniger bedrohlichen Situationen unterscheiden, es gibt nur gut oder böse. Entsprechend reagiert das komplette Nervensystem auf eine Bedrohung und ist rasch überfordert. Dem Baby fehlt zudem die Möglichkeit zu kämpfen oder zu fliehen, es ist der Situation völlig ausgeliefert. Komplikationen bei der Geburt, das Erleben eines Kaiserschnitts oder frühe Trennung von der Mutter, z.B durch früh notwendige Operationen, sind hier typische Auslöser. Aber auch Zwillingsverluste, künstliche Befruchtung, Adoption. Hier geht es nicht um moralische Bewertungen medizinischer Entscheidungen. In jedem Fall kann man die Folgen für das Kind verscuhen zu beheben. Die Folgen reichen von einer erhöhten Reizbarkeit, geringer Konzentrationsfähigkeit bis hin zu völligen Rückzug in sich selbst. Hier kann nur eine Therapie helfen, die den Körper mit einbezieht, da das Gehirn gar nicht in der Lage ist, etwas zu verarbeiten. Je früher diese stattfindet, desto besser. 

Traumata müssen uns nicht einmal persönlich getroffen haben. Über unsere DNA werden sie auch weitervererbt. Was das für die Nachkommen z.B. der Kriegsgenerationen heisst, ist unschwer vorzustellen. Eine wunderbare Dokumentation hierzu finden Sie hier:

Vererbte Narben