Suchtberatung


 P1060837„Es liegt im Wesen der Abhängigkeits-erkrankung, dass sich Behandler und Patient aus dem Weg gehen.“
( Hiller u.a., Lehrbuch der  Psychotherapie )


Ein paaar aktuelle Mitteilungen aus dem Jahrbuch Sucht  der DHS 2021:

Deutschland ist Alkohol-Hochkonsumland
Im internationalen Vergleich zählt Deutschland beim Alkohol nach wie vor zu den Hochkonsumländern,
mit entsprechend hohen gesundheitlichen Folgen in der Bevölkerung. „Es besteht ein
dringender Handlungsbedarf, den nationalen Alkoholkonsum zu reduzieren“, betont DHS Experte
Dr. Peter Raiser. „Während der Coronapandemie gibt es Hinweise auf veränderten Alkoholkonsum.
In Zeiten von Kontaktbeschränkungen wird Zuhause mehr getrunken. Bislang liegen
jedoch kaum belastbare Studien zu diesem Thema vor. Der Forschungsbedarf zu den Auswirkungen
der Pandemie auf das Suchtverhalten ist groß.“

Hierzu die Zahlen:

  • 10,7 Liter Reinalkohol konsumierte jede und jeder Deutsche im Alter ab 15
    Jahren im Jahr 2018
  • Ca. 4 Millionen suchtkranke Personen, davon 
  • Ca. 1,6 Millionen im Alter von 18 - 64 Jahren sind alkoholabhängig,
  • Ca. 1,4 Millionen konsumieren missbräuchlich
  • Rund 127.000 Menschen starben im Jahr 2018 allein in
    Deutschland an den Folgen des Rauchens. Das waren 13,3 % aller Todesfälle. Deutlich gestiegen ist im Jahr 2020 der Verbrauch von Feinschnitt: Er lag bei 26.328 Tonnen (plu
    s10,6 %  gegenüber dem Vorjahr). Das entspricht etwa 39,5 Mrd. selbstgedrehten Zigaretten.
  • Der Konsum von (Wasser-)Pfeifentabak schnellte im Jahr 2020 gegenüber 2019 um 44,3 % auf
    5.989 Tonnen in die Höhe
  • Ca. 1,5 - 1,9 Millionen medikamentenabhängig, insbesondere von Schlaf- und Beruhigungsmitteln (Benzodiazepine und Z-Substanzen)
    sowie von opioidhaltigen Schmerzmitteln. Betroffen sind vor allem ältere Frauen, weil sie häufig über einen langen Zeitraum Psychopharmaka verschrieben bekommen. Der Missbrauch und die Abhängigkeit von Medikamenten erhöhen sich weiter, wie Studien zeigen. Vor allem die missbräuchlich häufige oder unnötig hoch dosierte Anwendung, teils auch die Gewöhnung an nicht-opioidhaltige Schmerzmittel, ist bei hochgerechnet 1,6 Mio. bis 3,9 Mio. der 18- bis 64-Jährigen in Deutschland zu beobachten.
  • Rund 15,2 Millionen Erwachsene im Alter von 18 bis 64 Jahren und etwa 481.000 Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren haben aktuellen Schätzungen zufolge zumindest einmal in ihrem Leben eine illegale Droge konsumiert. 368.000 Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren haben in den letzten 12 Monaten Cannabis konsumiert. Bei den 18- bis 64-jährigen Erwachsenen waren es ca. 3,7 Millionen.
  • Ca. 309 000 (2015: 240 000) cannabisabhängig
  • Ca. 41 000 Kokain abhängig
  • Ca. 103 000 Amphetamin abhängig
  • 1.581 drogenbedingte Todesfälle wurden im Jahr 2020 in Deutschland registriert (2019: 1.398 Drogentote).
  • Ca. 100.000 bis 170.000 beratungs- und behandlungsbedürftige Spielerinnen und Spieler

Erschreckend, nicht wahr? Noch weniger im Blick eine weitere Zahl: 

  • Ca. 8 Millionen Angehörige und
  • mehr als 2,6 Millionen Kinder leiden unter der Sucht eines Elternteils

Selten erwähnt, doch genauso betroffen von der Sucht des Partners, der Partnerin, des Kindes, der Eltern. Bisher war Hilfe für diesen Personenkreis auf den Besuch von Selbsthilfegruppen beschränkt.

Ich bin ein großer Befürworter dieser Gruppen, habe aber auch gemerkt, dass viele Probleme auf der Strecke bleiben, eine weitere Genesung aber erschweren. Sucht findet „im System“ statt, sprich Familie, Freunde, die gesamte Umgebung des Betroffenen sind in seine Sucht involviert. Am meisten belastete sind natürlich die engsten Angehörigen. Dahinter steht aber die ganz persönliche Frage: „Warum habe ausgerechnet Ich mich in diesem Netz verfangen?“ Dahinter stehen der ganz persönliche Rucksack, den jeder aus seinem Leben mit sich herumträgt. Damit ist eine Selbsthilfegruppe aber auch oft schlichtweg überfordert. Oft bezieht sich das heutige Wissen auch noch auf den „klassischen“ Fall, dass der Mann der Alkoholabhängige ist. Leider ist heute auch das Gegenteil zu finden, die Frau ist die Betroffene. Meiner Meinung nach sind die Lösungsansätze für beide Seiten hier nicht einfach zu übertragen, die geschlechtsspezifischen Unterschiede kommen hier mit ins Spiel.

Das Alter, in dem der erste Kontakt mit potentiellen Suchtmitteln ( v.a. ALkohol und Cannabis ) stattfindet, sinkt zunehmend. Gerade in der Pupertät ist der Konsum dieser Substanzen aber keineswegs harmlos. Die Strukturen des Gehirns werden gerade grundlegend verändert, Drogen und Alkohol greifen hier massiv in die Umgestaltung ein. Insbesondere wichtige Kontrollinstanzen werden dabei nicht mehr angelegt. Auch wenn nicht jeder Jugendliche, der " mal was ausprobiert" gleich süchtig wird, sollte man die Gefahren nicht verharmlosen und offen darüber reden.

Weiterführende Informationen:

Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen ( DHS ):

Alkohol

Tabak

Medikamente:

Benzodiazepine

Schmerzmittel

Illegale Drogen:

Amphetamine

Cannabis

Heroin

Kokain

Sonstiges:

Pathologisches Glücksspiel

Drugcom:

Legal Hihgs

Netdoctor:

Internetsucht

Sexsucht